So manipulieren Supermärkte Eltern, diese Nährwerttabellen-Tricks kosten Ihr Kind die Gesundheit

Vollkornkekse für Kinder stehen in nahezu jedem Supermarktregal und versprechen Eltern das Beste aus zwei Welten: einen leckeren Snack, den die Kleinen gerne essen, und gleichzeitig eine gesunde Wahl. Doch ein genauer Blick auf die Nährwerttabelle offenbart oft eine ernüchternde Realität, die weit von den Werbeversprechen entfernt ist.

Der Vollkorn-Mythos: Wenn gesund klingende Namen täuschen

Die Bezeichnung „Vollkorn“ wirkt wie ein Gütesiegel für bewusste Ernährung. Tatsächlich reicht jedoch bereits ein geringer Anteil an Vollkornmehl aus, damit Hersteller diese verlockende Bezeichnung verwenden dürfen. Während auf der Vorderseite große Vollkornhalme und fröhliche Kinder zu sehen sind, versteckt sich in der Zutatenliste oft eine andere Wahrheit: Weißmehl steht häufig an erster oder zweiter Stelle, gefolgt von verschiedenen Zuckerarten.

Besonders perfide wird es, wenn Hersteller den Zuckergehalt durch geschickte Namensgebung verschleiern. Statt „Zucker“ finden sich Begriffe wie Glukosesirup, Dextrose, Fruktose, Maltodextrin oder Gerstenmalzextrakt. Diese verschiedenen Süßungsmittel addieren sich zu einem Gesamtzuckergehalt, der oft 25 bis 35 Prozent des Produkts ausmacht.

Nährwerttabelle entschlüsseln: Die versteckten Warnsignale

Ein kritischer Blick auf die Nährwerttabelle verrät mehr als jede Werbeaussage. Enthält ein Vollkornkeks mehr als 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm, entspricht das etwa vier Teelöffeln Zucker pro 100-Gramm-Packung – eine Menge, die bei herkömmlichen Süßwaren niemanden überraschen würde.

Ebenso aufschlussreich ist der Fettgehalt. Während auf der Verpackung von „wertvollen Nährstoffen“ die Rede ist, enthalten viele Kindervollkornkekse 15 bis 25 Gramm Fett pro 100 Gramm. Problematisch wird es, wenn dabei billige Palmfette oder gehärtete Fette zum Einsatz kommen, die als gesättigte Fettsäuren in der Nährwerttabelle auftauchen.

Die Portionsgrößen-Falle

Ein besonders raffinierter Trick besteht in der Angabe unrealistisch kleiner Portionsgrößen. Während die Nährwerte pro Portion harmlos aussehen, basieren diese Angaben oft auf 20 bis 25 Gramm – das entspricht etwa zwei bis drei kleinen Keksen. Kinder essen jedoch selten nur zwei Kekse, wodurch die tatsächlich konsumierte Zucker- und Kalorienmenge deutlich höher ausfällt.

Ballaststoffe als Alibi: Wenn wenig wie viel aussieht

Hersteller werben gerne mit dem Ballaststoffgehalt ihrer Vollkornkekse. Tatsächlich enthalten viele Produkte lediglich 3 bis 6 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Eine einzelne mittelgroße Birne liefert bereits etwa 5 Gramm Ballaststoffe und dazu noch Vitamine, Mineralstoffe und natürliche Fruchtzucker statt industriell zugesetzten Süßungsmitteln.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Kinder im Alter von 4 bis 15 Jahren eine tägliche Ballaststoffzufuhr von 20 bis 30 Gramm. Ein paar Vollkornkekse tragen nur minimal zu dieser Menge bei, während sie gleichzeitig unverhältnismäßig viel Zucker und Kalorien liefern.

Zusatzstoffe im Fokus: Was Eltern übersehen

Neben den offensichtlichen Nährwerten lohnt sich ein Blick auf die verwendeten Zusatzstoffe. Emulgatoren wie Lecithin, Backtriebmittel, Aromen und Konservierungsstoffe sind in vielen Kinderkeksen Standard. Während diese Stoffe einzeln als unbedenklich gelten, ist ihre Kombinationswirkung bei regelmäßigem Konsum wenig erforscht.

Besonders kritisch sind künstliche Aromen, die Kindern suggerieren, dass stark verarbeitete Lebensmittel natürlich schmecken. Diese Geschmacksprägung kann dazu führen, dass unverarbeitete Lebensmittel wie Obst oder Vollkornbrot als fade empfunden werden.

Der Vitamin-Zusatz-Trick

Manche Hersteller reichern ihre Kekse mit synthetischen Vitaminen an und bewerben diese als „Extra-Portion Vitamine für Ihr Kind“. Diese zugesetzten Vitamine können jedoch die grundsätzlich unausgewogene Nährstoffzusammensetzung nicht kompensieren. Natürliche Vitaminquellen sind für den Körper deutlich besser verwertbar und kommen ohne die Begleiterscheinungen von übermäßigem Zucker- und Fettkonsum aus.

Praktische Tipps für den bewussten Einkauf

Um irreführende Nährwertangaben zu durchschauen, sollten Verbraucher einige Grundregeln beachten:

  • Die Zutatenliste steht immer in absteigender Reihenfolge – stehen Zucker oder verschiedene Süßungsmittel unter den ersten fünf Zutaten, ist das Produkt stark gezuckert
  • Mehr als 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm kennzeichnet ein sehr süßes Produkt
  • Gesättigte Fettsäuren sollten unter 5 Gramm pro 100 Gramm liegen
  • Mindestens 6 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm rechtfertigen die Vollkorn-Bezeichnung
  • Je kürzer die Zutatenliste, desto weniger verarbeitet ist das Produkt

Alternative Bewertungskriterien entwickeln

Statt sich von Marketing-Aussagen leiten zu lassen, können Eltern eigene Bewertungskriterien entwickeln. Ein einfacher Test: Würde das Produkt auch ohne die Werbeaussagen „gesund“, „vollwertig“ oder „kindgerecht“ als sinnvoller Snack durchgehen?

Echte Alternativen zu industriellen Vollkornkeksen sind oft einfacher herzustellen als gedacht. Selbstgebackene Haferkekse mit Banane als Süßungsmittel, Nüsse als Knabberei oder Vollkornbrot mit Frischkäse bieten echte Nährstoffe ohne versteckte Zusätze.

Die Lebensmittelindustrie wird weiterhin versuchen, durch geschicktes Marketing und kreative Nährwertangaben den Eindruck gesunder Kinderprodukte zu erwecken. Verbraucher, die diese Strategien kennen und kritisch hinterfragen, treffen jedoch bewusstere Entscheidungen und schützen ihre Kinder vor übermäßigem Zucker- und Zusatzstoffkonsum. Das Lesen der Nährwerttabelle wird so zu einer wertvollen Fähigkeit, die langfristig die Gesundheit der ganzen Familie fördern kann.

Wie viel Zucker steckt in typischen Vollkornkeksen für Kinder?
Unter 10 Gramm pro 100g
15 bis 20 Gramm
25 bis 35 Gramm
Über 40 Gramm
Kenne ich nicht

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